Rückblick auf 20 Jahre FeG Kempten
Auf der ersten Gemeindeversammlung am 18. Januar 1988 wurde in Form einer konstituierenden Sitzung die Gründung der Freien evangelischen Gemeinde Kempten beschlossen. Sie war die vierte Gemeindegründung der Inlandsmission der FeG Deutschland nach Buchloe, Kaufbeuren und Bad Wörishofen im Allgäu.
Die eigentliche Urzelle der FeG Kempten war der Hauskreis von Eduard und Katharina Weiss. Als Mitglieder der Gideons (einer Organisation mit dem Ziel, das Evangelium unter Geschäftsleuten zu verbreiten) beteten sie um eine Gründung einer evangelikalen Gemeinde im Kempten. Sie besuchten in dieser Hauskreiszeit regelmäßig die FeG Kaufbeuren. Der dortige Pastor Erhard Meyer bemühte sich um diese Gruppe. Schließlich wurde Erhard Meyer dann von der Inlandsmission zur Gemeindegründung nach Kempten entsandt.
Zeitgleich hatte Roland Petri aus Köln seine Bibelschule absolviert und in Mali einen halbjährigen evangelistischen Einsatz durchgeführt. Im Mai 1986 folgte er dem Ruf der Inlandmission und kam bepackt mit einem Rucksack auf dem Bahnhof in Kempten an. In der Frühlingstraße mietete er eine Wohnung an und suchte sich eine Arbeitsstelle. Seine Frau Angelika heiratete er im August. Sie kam nach der Beendigung ihrer Ausbildung im Oktober nach.
Für den ersten Missionseinsatz kam der Kölner FeG-Chor im Herbst 1986 nach Kempten und sang in der Fußgängerzone. Mit regelmäßigen Gottesdiensten, Bibelstunden und missionarischen Filmabenden begann die Gemeindearbeit in diesem Jahr.
Das großzügige Wohnzimmer von Petris mit Flügeltür war dann der Gemeinderaum der Leute der ersten Stunde. Zu ihnen gehörte auch Arthur Holzbrink mit seiner Frau Inge. Er war jahrelang als Missionar in Amerika unterwegs, gab dort viele Musikkonzerte und arbeitete nun im Römerhaus bei Sulzberg, einer christlichen Suchtheilstätte für Alkoholiker.
Die Zahl der Gäste, die ein geistliches Zuhause in der Freien evangelischen Gemeinde suchten, wuchs. 1989 wurden Räume in der Reichlinstraße angemietet. Sie reichten nicht lange. Deshalb wurden 3 kleine Wohnungen im selben Haus mit dazu genommen, die als Kinderräume etc. dienten.
Damals gab es in Kempten den Weihnachtsmarkt noch nicht in der heutigen Form. Dafür hatte die FeG in den vier Wochenenden vor Weihnachten in der Fußgängerzone ihren „Mali-Stand“. Angeboten wurden Kaffee und Kuchen, sowie jede Menge Schupfnudeln. Die Passanten informierten sich dabei über die evangelistische Arbeit in Mali und lernten auch unsere Gemeinde kennen. Das Jahr über machten die Mitglieder auch selbst evangelistische Einsätze in Kempten - ein kleiner Chor sang Lieder in Verbindung mit der Verkündigung von Kurzbotschaften.
Mit den Einnahmen des Mali-Standes wurde die dortige Missionsarbeit unterstützt. Der Pastor erhielt sein Gehalt durch die Inlandsmission der FeG. Mit dem Geld aus dem Kuchenverkauf nach den Gottesdiensten wurden nach und nach manche Neuanschaffungen gemacht. Aus dieser Zeit stammt auch die Coachgarnitur, die heute noch im Mutter-Kind-Raum steht, ebenso unser „gutes“ Kaffeegeschirr.
1989 und in den darauf folgenden Jahren bekam die missionarische Arbeit eine neue Dimension. Ein Zelt der FeG-Zeltmission wurde für eine Woche auf dem „Alten Bahnhof“ (heutiges Forum) aufgestellt. Abend für Abend hielt ein Prediger eine Ansprache. Ein Jugendchor, der extra aus einer anderen FeG angereist kam, investierte sich hier eine Woche mit Liedern und Anspiel. Viele von uns erinnern sich gerne daran, da sie dort ihren Anfang mit Jesus gemacht haben.
Ein persönlicher Einschub (von Herbert Hartmann): Auch ich war damals als knapp 20jähriger einmal Gast. Die Predigt weiß ich nicht mehr. Mir ging es auch nicht in den Kopf, warum Jesus so eine zentrale Rolle für mich spielen soll. Anscheinend habe ich aber zumindest die zentrale Botschaft wahrgenommen. In meinem Herzen blieben zwei Dinge haften: Erstens, die jungen Menschen im Chor - dass sie eine Woche ihrer Ferien investiert haben, nur um in Kempten singen zu können. Und zum zweiten ein älterer Herr der Gemeinde, der sich mit viel Liebe um einen blinden Besucher an diesem Abend gekümmert hat.
Ja! Es war eine große Herausforderung für die kleine Gemeinde. Ein treuer Dienst war von den Einzelnen gefordert. Beispielsweise kam Gisela G. über Jahre jeden Sonntag um 9 Uhr in die Gemeinde, um den Kaffee zu brühen. Eine Kaffeemaschine hatte man noch nicht. Und anschließend betreute sie den Büchertisch.
Übrigens, das erste Frauenfrühstück fand in Kempten im Rahmen einer Zeltmission statt. Heute wird dies von anderen Christinnen in Kempten organisiert und durchgeführt. Der Chor war auch eine Angelegenheit der ersten Stunde. Damals leitete ihn Claudia Cyrus, die später nach Hamburg zog. Ihr folgten dann Reinhard Gabriel und anschließend seine Tochter Heike als Chorleiterin. Auch die Musik entwickelte sich mit der Zeit. Heute ist im Kinderlobpreis, welchen momentan Silke de Vries leitet, der Liedermacher Daniel Kallauch der Renner. Im Gottesdienst wird der Lobpreis heute von einzelnen Sängern unterstützt. Die Lieder vom langjährigen Präses Peter Strauch kennt jeder. Und manches aus der Feder von Albert Frey erobert gerade die FeG Kempten.
Aber noch einmal zurück zu den Anfängen: Die ersten Ältesten unserer Gemeinde waren Kalle Beindieke, Eduard Weiss und Roland Petri, die Pastor Erhard Meyer unterstützten.
Als Patengemeinde hatte unsere Gemeinde damals die FeG Köln. Einmal machte sich sogar unsere gesamte Gemeinde mit dem Bus auf den Weg, um sie zu besuchen. Auch privat waren wir viel zusammen. Gemeinsam wurden Wanderungen unternommen oder man verbrachte die Sonntagnachmittage bei jemandem im Garten.
Die Gemeindefreizeiten führten uns zunächst zum Forggenhof bei Füssen, nach Reute und nach Unterjoch, bis wir das Haus von Abraham Rösch in Urspring entdeckten, das wir nun regelmäßig besuchen.
Israel war uns schon immer ein Anliegen. Dazu wurde ein Referent ins Haus Hochland eingeladen. Dies findet nun heute in unseren Gemeinderäumen statt.
Die Gemeinderäume von heute haben wir 1998 von den Baptisten erworben, die ihrerseits eine neue Immobilie erstanden hatten. Dieses Gemeindehaus der EFG war damals noch mit Holzbänken ausgestattet. Viel Arbeit war erforderlich, um es rundum innen neu herzurichten. Hier geht die Arbeit nie aus. 2006 wurden die Jugendräume neu abgeteilt und renoviert, 2007 die Küche erneuert und 2008 ist nun der Außenbereich dran.
Neben der FeG Kempten wurde auch die FeG Lindenberg von Pastor Erhard Meyer gegründet und betreut, die ebenfalls heuer auf 20 Jahre zurückblicken kann. 2002 endete sein Dienst hier in Kempten und er wechselte zur FeG Lindau. Die Lehre war ihm ein besonderes Augenmerk. Daher zählten wir zu den wenigen FeGs in Deutschland, deren Sonntaggottesdienst mit einer Gemeindebibelschule begann. Von 9.30 – 10.30 Uhr war Bibelgespräch in Kleingruppen und anschließend gemeinsamer Gottesdienst mit Predigt.
Dies änderte sich mit dem neuen Pastor Gerd Prell. Frisch von der Bibelschule brachte er auch den Alpha-Kurs, das Gabenseminar sowie Impulse aus Willow Creek mit. Die Größe der Gemeinde machte es erforderlich, dass Dienstgruppen strukturiert wurden. Sieben Diakonate: Gottesdienst, Hauskreise, Seelsorge, Mission/Evangelisation, Haus- und Technik, Junge Gemeinde, und Öffentlichkeitsarbeit wurden eingeführt und mit Leitern besetzt.
1994 stieß David Larson, ein US-Amerikaner, mit seiner Familie zu uns ins Allgäu. Er machte bis 1999 Missionsarbeit in Sonthofen. Am Sonntagabend wurde damals ein eigener Gottesdienst eingerichtet. Unter Gerd Prell bekam dieser Kreis durch einen Alpha-Kurs noch weiteren Zuwachs. Schließlich wechselte Gerd Prell nach Sonthofen/Immenstadt, wo diese Gruppe nun als Gemeinde des Bundes Freier Pfingstgemeinden zusammenkommt.
Mit Heinz und Evelyn Eschenbacher haben wir nun seit 2005 ein neues Pastorenehepaar. Sie kommen von der FeG Mannheim. Geleitet von 1. Tim 2,1: „Sorge vor allem und zuerst dafür, dass die Gemeinde nicht aufhört zu beten“, wird hier ein neuer Schwerpunkt gelegt. Die Strukturen der Gemeinde haben sich in den Jahren gefestigt. Eine neue Gemeinde- und Wahlordnung wurde erstellt. Der Internetauftritt wurde gerade auf neue Füße gestellt. An einer Gesamtkonzeption für die Kinderarbeit wird gearbeitet.
Wer am ersten Sonntag im Mai unsere Gemeinde besucht, erlebt einen Motorradgottesdienst. Diese Bikerarbeit, u. a. von Jürgen Schorsch ins Leben gerufen, hat viele Anhänger gefunden. Relativ neu ist das SOLA, das Sommerzeltlager für Kinder und Jugendliche. Die Evangelischen Gemeinschaft Kempten und Sonthofen führt es gemeinsam mit uns durch. Bei beiden zuletzt genannten Angeboten erhalten wir viel Zuspruch von Menschen, die Jesus bisher nicht kennen.
Nicht nur, dass seit Jahren unser Gemeindehaus von einer kleinen italienischen Gemeinde benutzt wird – auch Gäste, die in unserem Land Asyl suchen, finden den Weg in unsere Gemeinde. Hier ergeben sich neue Herausforderungen. Ebenso sind die vielen Kinder unserer Gemeinde groß geworden. Diese Jugendliche gilt es zu begleiten und ihnen Raum und Platz zu geben. Das brauchen aber alle: unsere Kleinsten, die Kinder und Jugendliche, die Familien, die Singles und die älteren Geschwister. Damit keiner persönlich zu kurz kommt, sind die Hauskreise, die es von Anfang an gab, nicht mehr aus der Gemeinde wegzudenken. Bei den wöchentlichen Treffen wird gebetet und gesungen, die Bibel gelesen und Beziehung gepflegt.
Gemeinde zu leben und das Reich Gottes zu bauen wird nie langweilig und ist immer eine neue Herausforderung. Aber der Geist Gottes eint uns und lässt uns durch die Aufgaben wachsen. Ich bin gespannt, wo wir in 10 Jahren stehen werden, wenn wir auf 30 Jahre FeG Kempten zurückblicken. Ohne den Herrn können wir nichts tun, lassen wir uns von Ihm leiten.
Euer Herbert Hartmann
(im Sommer 2008)