Geschichte des Gemeindehauses

13. September 2019:  60 Jahre Gemeindehaus in der Alpenstrasse 11 

Die Anfänge in Kempten

Erste evangelisch-freikirchliche Anfänge gab es in Kempten ab 1919 mit einer Stubenversammlung. Von 1921 an war ein Missionar in Kempten tätig. Diese Missionsarbeit wurde von den Baptistengemeinden (auch Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde genannt) in Augsburg und München-Holzstraße begonnen und viele Jahre begleitet. Die ersten Treffen waren in den zwanziger Jahren in der Boleite (hinter Kotterner Str.). In der Vogtstrasse wurde dann ein Versammlungsraum gefunden, der über eine Außentreppe erreichbar war. Später wurde die Friedhofskapelle unterhalb der Burghalde von der Evangelischen Landeskirche für den Gottesdienst angemietet. Taufen fanden in den Jahrzehnten in der Iller (in der Au), an der Rottach oder im Taufbecken der Adventgemeinde statt. Die Adventgemeinde war auch damals schon in der Immenstädter Str., dem ehemaligen Judenhaus. Später wurde dieses Gebäude durch einen Neubau ersetzt.

Das Haus wird gebaut

Ab 1945 kamen Flüchtlinge ins Allgäu, die Anschluss in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde fanden. 1955/56 wurde vom Allgäuer Brauhaus Kempten das Grundstück an der Alpenstr. 11 erworben. Die Reste eines ehemaligen Gasthauses mussten 1957 erst entfernt werden, bevor dann mit dem Neubau begonnen wurde. Die Kellerräume wurden 1958 fertig gestellt und darin die ersten Gottesdienste gefeiert. Die Einweihung der erbauten Kapelle fand dann am 13. September 1959 statt.

Das Projekt hatte ein Volumen von 130.000 DM, wobei am Anfang nur 10.000 DM Eigenkapital vorhanden waren. Eine Spende aus den USA unterstützte diesen Neubau der Allgäuer Baptisten, die damals etwa 110 Mitglieder, verteilt auf die Orte Sonthofen, Leutkirch, Kaufbeuren und Kempten, zählten.

Dieses Gebäude, ausgestattet mit einem Taufbecken, hatte den Namen „Kapelle Alpenstrasse“, eine Namensgebung, die aus der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts herrührte. Später kam dann die Bezeichnung „Christuskirche“ auf.

In all den Jahren wurden Zeltmissionen in der Stadt durchgeführt. Später wurde mit verschiedenen Vorträgen missioniert. Das Wachstum war insgesamt gering. Pastor Traudisch führte ökumenische Veranstaltungen mit Pfarrerin Inge Nimz durch. 

Aufbruch in Kempten

Zum Aufbruch in Kempten kam es, als Mitte der 70er Jahre junge Christen aus anderen Städten auftauchten. Mit „Feuer für Jesus“ verkündeten sie auf der Straße das Wort Gottes in einer bisher nie da gewesenen direkten Art und Weise. Vor allem viele junge Menschen kamen zum Glauben. Hinter dem Kornhaus trafen sie sich in einer Teestube. Jake Reinhard, ein amerikanischer Missionar war mit dabei. Pastor Stricker sah dieses Feuer für Jesus, aber auch die den Menschen fehlende Unterweisung in den biblischen Grundlagen. Zwischen der EFG (Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde) und dieser Gruppe entstanden Kontakte, in der Hoffnung, sich gegenseitig zu bereichern. Diese Christen besuchten dann auch die Gottesdienste bei der Baptistengemeinde in der Alpenstrasse. Ihr Auftreten und ihre Formen stießen bei einigen alteingesessenen Mitgliedern auf Widerspruch. Es entwickelten sich innerhalb der Gemeinde große Spannungen um den weiteren geistlichen Weg der Gemeinde. Die Gemeinde stand vor einer Zerreißprobe. Sehr vieles spitzte sich auf die Person des Pastors zu.

Pastor Horst Stricker ging in dieser Situation aus dem Dienst. Danach  trat die Gemeindeleitung mit der Frage an ihre Gemeinde heran: „Wer ist bereit, sich dafür einzusetzen, damit in Kempten Gottes Wort verkündet wird, die Gemeinde weiter gebaut wird?“. Aus der „Neuen jungen Gruppe“ kam ein klares Ja. Die Baptisten entwickelten sich damit von einer evangelikalen Gemeinde zu einer „evangelikal charismatischen Gemeinde“. Nach zwei Jahren berief die Gemeinde Horst Stricker wieder in den pastoralen Dienst. In dieser Entwicklung trennten sich 22 Menschen von der Gemeinde. Einige von Ihnen schlossen sich dann der Christlichen Gemeinde, der heutigen Evangelischen Gemeinschaft (EG) und der gerade neu von Pastor Erhard Meyer gegründeten Freien evangelischen Gemeinde (FeG), sowie der Evangelischen Kirche an.

Somit war diese Krise letztlich ein Segen für Kempten. Die EFG ging mit einem neuen klaren Profil hervor und weitere Gemeinden mit anderen Profilen entstanden oder wurden gestärkt.

Hervorgerufen durch diese Entwicklung kam es zu zahlreichen Bekehrungen. Die Baptisten im Allgäu wuchsen von etwa 140 Mitgliedern im Jahr 1970 auf über 500 Mitglieder in den Jahren 1985-90 an.

Das Gemeindehaus in der Alpenstrasse war für die in Kempten wachsende Gemeinde zu klein. Wohnungen in der Umgebung wurden angemietet, damit die Kinder am Sonntag untergebracht und betreut werden konnten. So wie andere Orte 1959 beim Neubau des Gebäudes in der Alpenstrasse den Kemptenern beigestanden sind, so sahen die Kemptener auch die Verantwortung für die anderen Gemeinden. Erst nachdem Sonthofen, Kaufbeuren, Memmingen und Isny mit einem  eigenen Pastor versorgt waren, Versammlungsräume hatten, ja, selbständige Gemeinden wurden, wurde das Projekt „Neues Gemeindehaus für Kempten“ konkret angepackt. Die EFG wurde in der „Unterer Eicher Strasse“ fündig und erwarb das Gebäude einer ehemaligen Holzhandlung, das in zahlreichen Arbeitsstunden gemeinsam zu einem Gemeindezentrum umgebaut wurde. Die Einweihung war 1997.

Die FeG erwirbt das Haus in der Alpenstrasse 11

Die Freie evangelische Gemeinde (FeG) mit etwa 40 Mitgliedern unter Leitung von Gründungspastor Erhard Meyer erwarb ihrerseits das Gebäude in der Alpenstrasse von der EFG. Auch hier wurde fleißig gearbeitet. Der Gottesdienstraum wurde komplett umgebaut, Teppichboden gelegt, die Holzbänke durch Stühle ersetzt und die Verglasung zum Mutter-Kind-Raum eingebaut. Das Haus erhielt auch eine neue Gasheizung und Strominstallation. Die offizielle Einweihung des neuen Gemeindehaus der FeG in der Alpenstrasse war am 28. August 1998.

Zwischenzeitlich kam es zu Renovierungsarbeiten. Unter Pastor Heinz Eschenbacher, Nachfolger von Pastor Gerd Prell, wurde 2006 eine neue Küche eingebaut und 2008 die Außenfassade frisch gestrichen, sowie der Gartenzaun erneuert. Ein neues Logo ziert nun auch die Hauswand. Die WCs und die Räume der Kinderarche waren im Keller untergebracht. Ebenso gab es dort einen Schacht mit Pumpe für die Sickerwasser-Drainage.

Im Juli 2016 kam es dennoch nach einem Sturzregen zu einem Wassereinbruch in diesen Räumen. Die Holzvertäfelung wurde in Mitleidenschaft gezogen, sodass keine Kinderarbeit mehr möglich war. Von da an gingen unsere Kinder mit ihren Leitern jeweils während des Sonntagsgottesdienstes zur Evangelischen Gemeinschaft (EG) in die Lindauer Straße. Beide Gemeinden bestritten gemeinsam zwei Jahre lang während des Gottesdienstes die Angebote für die Kindergruppen.

Eine umfassende Renovierung

Im Entscheidungsprozess der FeG kam man zu dem Entschluss, in der Alpenstraße zu bleiben und eine Renovierung des Gemeindehauses mit Anbau durchzuführen. Um Kosten zu sparen war es das Ziel, die Fassade und manches andere zu erhalten. Während der Bauphase im Jahre 2018 kamen aber weitere Mängel zum Vorschein, sodass der Um- und Erweiterungsbau umfassender vollzogen wurde. Die Investitionssumme wuchs auf über 1,2 Mio. Euro.

Die WCs mit Dusche befinden sich nun im Erdgeschoss, im Untergeschoss wurde ein Bistro mit großzügiger Küche und Freisitzen eingerichtet, ein Jugendraum im neuen zweiten Obergeschoss entstand, der behindertengerechte Zugang wird gewährleistet, dem Feuerschutz Rechnung getragen und durch die neue Fassade hat das Haus eine frische optische Gestalt bekommen.

So hat die Freie evangelische Gemeinde Kempten in der Übergangsphase von Pastor Uli Betz zu Pastor Harald Kolk nun ein modernes Gemeindezentrum erhalten, das am 11. November 2018 neu eingeweiht wurde. Dieses wird inzwischen auch von der Reddeemed Penticosta International Church (Gläubige aus Nigeria), der Tamilengemeinde und einer russischen Gemeinde mitgenutzt.

Damit ist die „Kapelle Alpenstraße 11“ in den 60 Jahren immer ein Ort geblieben, in der das Wort Gottes verkündet und Reich Gottes gebaut wird. Unter dem Motto: „Aufmachen – unsere Herzen unsere Türen, auf den Weg machen“ will die FeG Kempten auch in Zukunft dem Auftrag Jesu gerecht werden.

Herbert Hartmann

(Quelle: Interviewgespräch mit Eldor Strey (EFG) 2009)

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